26.05.2025

Unternehmensinsolvenzen in Europa

Eine Analyse von Creditreform

iStock, nside Creative House

Die Unternehmensinsolvenzen nehmen nicht nur in Deutschland zu. 2024 stiegen sie in ganz Westeuropa auf den höchsten Stand seit zehn Jahren. Laut einer Studie von Creditreform erhöhte sich die Zahl der Firmenpleiten gegenüber dem Vorjahr um 12,2 Prozent auf 190.449 Fälle (2023: 169.792). Damit sind die Insolvenzen seit dem Tiefpunkt 2021 um fast 70 Prozent angestiegen.

Zu den Hauptgründen für den Anstieg gehören nach Ansicht von Creditreform: wirtschaftliche Stagnation mit schwacher Nachfrage, hohe Zinsen, steigende Energiepreise und geopolitische Unsicherheiten. Besonders betroffen sind kleine und mittelgroße Unternehmen mit geringen finanziellen Rücklagen. Dabei ist die Zunahme der Insolvenzen kein reiner Nachholeffekt aus der Corona-Zeit, sondern eine Folge anhaltender Krisen und struktureller Versäumnisse.

Ländervergleich

  • In 15 von 17 untersuchten westeuropäischen Ländern stiegen die Insolvenzzahlen.
  • Besonders starke Zuwächse gab es in Griechenland (+42,5 Prozent), Irland (+32,0 Prozent) und den Niederlanden (+31,7 Prozent).
  • Auch in den großen Volkswirtschaften gab es deutliche Anstiege: Deutschland (+22,5 Prozent), Frankreich (+17,4 Prozent) und Italien (+8,9 Prozent).
  • Nur in Dänemark und Großbritannien gingen die Insolvenzen zurück.
  • In fast allen Ländern liegen die aktuellen Zahlen klar über dem Vor-Corona-Niveau (2019).

Branchenentwicklung

  • Das Baugewerbe ist mit einem Anstieg von 15,4 Prozent am stärksten betroffen. Gründe dafür sind steigende Baukosten, hohe Finanzierungskosten und schwache Nachfrage.
  • Auch im Dienstleistungssektor stiegen die Insolvenzen überdurchschnittlich (+14,2Prozent).
  • Im verarbeitenden Gewerbe (+9,3 Prozent) und im Handel (+8,1 Prozent) fiel der Anstieg moderater aus.

Mittel- und Osteuropa

  • Auch hier stiegen die Insolvenzzahlen, liegen aber oft noch unter dem Niveau von 2019.
  • Besonders starke Zuwächse gab es in Polen, Lettland, Slowenien, Litauen und Estland.
  • In Ungarn gab es einen deutlichen Rückgang, was das Gesamtbild beeinflusste.

Fazit: Die Insolvenzwelle in Europa ist Ausdruck einer anhaltenden wirtschaftlichen Schwächephase, verschärft durch hohe Kosten, Zinsen und Unsicherheiten. Besonders betroffen sind das Baugewerbe sowie kleine und mittlere Unternehmen. Die Zahlen liegen deutlich über dem Niveau vor der Pandemie, und eine Erholung ist kurzfristig nicht in Sicht.

Auch in den USA stiegen die Unternehmensinsolvenzen um 16,6 Prozent auf 30.009 Fälle. Sie liegen aber noch unter dem Vor-Corona-Niveau.

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