Des einen Freud, des anderen Leid. Steigende Zinssätze sind keine guten Nachrichten für Kreditnehmer. Sie erfreuen aber die Geldanleger. Endlich gibt es wieder Zinsen auf Bankeinlagen. Die Zinssätze für Termingeld betragen je nach Fristigkeit schon rund 4 %. Die große Frage ist, ob die Zinssätze weiter steigen, stagnieren oder sogar wieder fallen. Ein Blick auf die Geld- und Zinspolitik der EZB ist dabei hilfreich.
EZB im Dilemma
Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins Ende Juli um weitere 0,25 %-Punkte auf mittlerweile 4,25 % angehoben. Das ist bereits die neunte Erhöhung innerhalb eines Jahres. Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken Geld von der EZB aufnehmen können. Er hat daher auch Auswirkungen auf die Kredit- und Guthabenzinsen von Privatpersonen und Unternehmen. Noch ist unklar, ob weitere Zinserhöhungen folgen. Die EZB wird sich bis zur nächsten Sitzung Anfang September genau die Wirtschaftsdaten ansehen. Dabei hat sie vor allem die Inflationsrate im Blick, die im Juni in Deutschland noch bei 6,4 % lag. Das von der EZB anvisierte Ziel von 2 % ist damit weit entfernt.
Die EZB möchte mit ihrer aktuellen Zinspolitik die Inflation dämpfen. Einfach gesprochen gelingt das so: Wenn die Zinsen steigen, dann verteuern sich Kredite. Die Kreditnachfrage der Unternehmen und Privathaushalte sinkt. In der Immobilienbranche ist das auch schon zu beobachten. Weitere Anhebungen des Leitzinses sind aber nicht ungefährlich. Wenn die Nachfrage zu stark gebremst wird, kann schnell eine länger andauernde Rezession eintreten. Zudem können vor allem die hochverschuldeten Staaten in Südeuropa in Bedrängnis geraten, wenn sich ihre Kredite verteuern. Die EZB befindet sich in einem Dilemma. Sie hat die Qual der Wahl zwischen Inflation und Rezession. Die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve hat kurz zuvor ihren Leitzins erhöht. Mit 5,25 bis 5,5 % liegt er deutlich höher als in der Eurozone.
Strategien für Anleger
Wenn Sie überschüssige Liquidität haben, sind Festgelder mit aktuellen Zinssätzen bis zu 4 % zu empfehlen. Sie reduzieren dadurch die nach wie vor bestehende negative Realrendite (Inflationsrate minus Nominalzinssatz) und können auf weitere Entwicklungen schneller reagieren. Erwarten Sie zukünftig wieder sinkende Zinsen, können Sie jetzt auch in Anleihen und Aktien investieren, um dann von den vermutlich eintretenden Kurssteigerungen zu profitieren.
Eine gute Kombination aus Festgeld und Investmentfonds bietet Ihnen Euro-Mix 4 %.
Strategien für Kreditnehmer
Unternehmen und Privathaushalte, die aktuell nicht investieren, weil ihnen die Zinssätze zu hoch erscheinen, könnten günstige Gelegenheiten verpassen. Wer auf wieder sinkende Zinssätze spekuliert, könnte enttäuscht werden, wenn die EZB plötzlich doch den Kurs der Bank of England fährt. Sie hat den Leitzins gerade erst überraschend stark um 0,5 %-Punkte auf mittlerweile 5 % angehoben. Gegen noch weiter steigende Zinssätze können sich Kreditnehmer, deren Baufinanzierungen bald auslaufen, auch mit einem Forward Darlehen oder einem Bausparvertrag absichern.
Wir sind auch in diesen herausfordernden Zeiten ein zuverlässiger und starker Partner für die Unternehmen in unserer Region. Für Ihre Fragen – sowohl zu Ihren Investitionsvorhaben als auch zur Vermögensanlage – stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.